Herbstblues? – wie wir die dunkle Zeit im Jahr für uns nutzen können

Published by Vanessa on

Jetzt ist es wieder so weit. Die Tage werden kürzer, die Uhr umgestellt und wir müssen uns erstmal wieder auf diese neuen Gegebenheiten einstellen. Viele von uns frustriert diese Zeit. Mich auch manchmal. Ich stehe morgens im Dunkeln auf und komme bei Dunkelheit zurück. Folge: Frustration und Trägheit. Ein klassischer Herbstblues eben. Dabei kann der Herbst durchaus inspirierend sein.

Die Nacht.

Für viele gilt sie als unheimlich, kalt und gefährlich. Sie umschlingt uns mit ihrem Schatten und wir fühlen uns dadurch klein und hilflos. Eine eigene mystische Welt.
Sobald ich abends alleine durch eine spärlich beleuchtete Straße gehen muss, überfällt mich mein Kopfkino: „Wartet da hinter der Ecke einer auf mich?“, „Was war das für ein Geräusch?“
Weiter geht’s mit Gedanken über Mord und Totschlang, Überfälle und Werwolf-Angriffe!
Ja, ich weiß, Werwölfe sind in Hamburg noch nicht gesichtet wurden, aber trotzdem.
Kaum einer von uns würde behaupten, dass diese Zeit auch etwas Gutes an sich hat. Und dennoch sind wir in der Nacht losgelöst von den Regeln des Tages, können freier Denken und kreativer sein.

Wenn wir träumen, können wir plötzlich fliegen, unsichtbar werden und noch vieles mehr. Dinge, die wir am Tag kaum wagen würden zu tun bzw. überhaupt darüber nachzudenken. Die Nacht macht es möglich. Durch den Verlust des Sehens wird unsere Vorstellungskraft aktiviert (Werwölfe!). Noch dazu erhalten die anderen Sinneseindrücke mehr an Bedeutung. Deshalb achte ich auf dunklen Wegen mehr auf Geräusche als tagsüber, da ich dessen Ursprung nicht mehr ausmachen kann. So entsteht das unbehagliche Gefühl im Bauch, wenn man abends nochmal raus muss.

Woher kommt diese Angst?

Die große Unsicherheit, die bei uns entsteht, wenn wir Wörter, wie: „Nacht“, „schwarz“, „Dunkel“ hören, kommt von uns selbst. Heutzutage gibt es aber gar nicht mehr so viel Dunkelheit wie früher. Wenn man nachts mit dem Flugzeug sitzt, sieht man überall Lichter. Künstliches Licht dient als Gegenspieler der Nacht. Ihm verdanken wir die Unsicherheit, die wir der zweiten Hälfte des Tages zuschreiben. Der Tag, der idealerweise so aktiv und lebendig erscheint, lebt durch einen Klick auf den Lichtschalter weiter.

Die Dunkelheit hingegen soll uns zur Ruhe kommen lassen, uns Zeit geben zur Reflexion und zum Wachstum. Jetzt ist eine Zeit, in der unsere innere Welt mehr Aufmerksamkeit verlangt. Eine Zeit, in der wir lernen müssen zu vertrauen und unseren Gefühlen zu folgen. Durch die Dunkelheit geht vielleicht Einiges nicht so schnell wie sonst. Nicht schlimm. Wir sollten uns mehr Zeit für uns nehmen. So ist das eben. Die Dunkelheit ist seit Jahrhunderten ein Teil von unserem Leben. Akzeptieren wir sie. Die Nacht gehört zum Tag und der Tag zur Nacht. Ein Zyklus der Ewigkeit. Einen schlechten Tag habe ich auch mal. Ein Herbstblues muss nicht daraus werden.

Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse


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